Retro der Woche 34/2017

Im letzten Retro der Woche hatte ich den Sieger der Beweispartien-Gruppe im diesjährigen „Champagner-Turnier“ von Michel Caillaud vorgestellt. Heute kommt nun, sicher nicht besonders verblüffend, der Sieger der „andere Retros“ Gruppe. Wir erinnern uns: Thema war der „verallgemeinerte“ (Anti-) Pronkin: Ein Feld wird im Laufe der Lösung sowohl von einem Originalstein als auch von einem Umwandlungsstein gleichen Typs und gleicher Farbe betreten.

Besonders schön fand ich es, dass ich in Dresden sowohl Roberto Osorio, Co-Autor bei der Beweispartie, als auch Joaquim Crusats endlich einmal persönlich kennen lernen konnte: So viel Mail-Kontakt hatten wir schon, aber uns noch nie persönlich getroffen.

Joaquim Crusats
Champagner-Turnier Dresden 2017, 1. Preis
Löse die Stellung auf (15+13)

 

Der einzig fehlende weiße Stein wurde auf der c-Linie geschlagen. Weiß schlug exf und hxg, ferner musste Weiß noch seinen [Ba2] loswerden, dazu muss er umgewandelt haben, was einen weiteren weißen Schlag erfordert:

Entweder schlug Weiß [Ba7] mit einem Offizier, sodass [Ba2] schlagfrei umwandeln konnte, oder [Ba2] wandelte, selbst schlagend, auf b8 um. In diesem Fall musste auch [Ba7] (schlagfrei) umwandeln.

Damit sind alle fehlenden Steine erklärt.

Wie kann denn nun der komplexe Käfig geöffnet werden? Nur durch e7-e5. Dafür muss aber [Lf8] wieder zu Hause sein, der aber erst noch entschlagen werden muss. Der Entschlag kann nicht von einem der weißen Bauern im Käfig durchgeführt werden, also bleibt dafür nur [Ba2].

Und damit steht fest, dass [Ba2] auf b8 umgewandelt haben muss – und damit wissen wir auch, dass [Ba7] schlagfrei auf a1 umgewandelt hat. Die beiden Bauern müssen dann im Rückspiel natürlich noch aneinander vorbei ziehen.

Versuchen wir also einfach, möglichst fix zu entwandeln. Dafür kommen nur wSc6 und sSg5 infrage. Wegen der Mattposition ist natürlich auch klar, wer mit der Rücknahme beginnen muss.

R1.Tc2-c3# Se6-g5 2.Sb8-c6 c6-c5 3.Sa6-b8 Sc5-e6 4.Sb8-a6 Sb3-c5 5.Sa6-b8 Sa1-b3 6.Sb8-a6 a2-a1=S 7.Sa6-b8 a3-a2 8.Sb8-a6 a4-a3 9.b7-b8=S a5-a4 10.b6-b7 a7/6-a5 11.a5xLb6 Lc5-b6 12.a4-a5 Lf8-c5, und Weiß ist retropatt: Es fehlt genau ein Tempo, denn Weiß darf nicht a3-a4 zurücknehmen, da dies [Ta1] aussperren würde.

Also müssen wir doch versuchen, schon im Käfig zu entschlagen:

R 1.Rc2-c3# Se6-g5 2.Sb8-c6 Sf8-e6 3.g5-g6 Sg6-f8+ 4.h4xSg5 (thematisch!) Se6-g5 5.Sa6-b8 c6-c5 6.Sb8-a6 Sc5-e6 7.Sa6-b8 Sb3-c5 8.Sb8-a6 Sa1-b3 9.Sa6-b8 a2-a1=S 10.Sb8-a6 a3-a2 11.Sa6-b8 a4-a3 12.Sb8-a6 a5-a4 13.b7-b8=S a6-a5 14.b7-b6 a7-a6 15.a5xLb6 Lc5-b6 16.a5-a4 Lf8-c5 17.h2/3-h4 e7-e5, und nun lässt sich die Stellung einfach auflösen. Und schließlich wird noch der weiße Originalspringer auf dem thematischen Feld c6 entschlagen.

Übrigens kann Weiß den schwarzen Springer nicht auf g4 entschlagen: Er käme wegen des illegalen Retroschachs auf e3 nicht aus dem Käfig.

Eben hatte ich geschrieben, dass der weiße Springer (thematisch) auf c6 entschlagen werde — warum eigentlich nicht mittels b6xSc5? Das Rückspiel sähe dann wie Folgt aus: R 1.Rc2-c3# Se6-g5 2.Sb8-c6 Sf8-e6 3.g5-g6 Sg6-f8+ 4.h4xSg5 Sf7-g5 5.Sc6-b8 Sd8-f7 6.Sb8-c6 Sb7-d8 7.Sc6-b8 Sa5-b7 8.Sb8-c7 Sb3-a5 9.Sc6-b8 Sa1-b3 10.Sb8-c6 a2-a1=S 11.Sc6-b8 a3-a2 12.Sb8-c6 a4-a3 13.b7-b8=S a5-a4 14.b6-b7 a6-a5 15.a5xLb6 16.a5-a4 La5-b6 17.h3-h4 b6xSc5?, da nun [Ta8] ausgeschlossen wäre, wenn Schwarz Lf8 und e7 zurücknimmt.

Sehr schöne Darstellung mit den thematischen Springern auf c6 und g5.

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