An diesem Wochenende findet in Leimen das Jahrestreffen der Schwalbe statt — und was passt da heute besser als ein Retro zweier wichtiger Gründungsmitglieder dieser Organisation?
Anton Trilling war der Essener Initiator (angeregt von Wilhelm Maßmann in Kiel) der Schwalbe-Gründung im Jahr 1924 und ihr erster Vorsitzender, Hugo August mit damals 21 Jahren jüngstes Gründungsmitglied; gerade er hat sich als hervorragender Retro-Komponist profiliert.
Die Schwalbe 1940, 33. Thematurnier
Die letzten 15 Züge waren Schachzüge! (11+14)
In dem immer noch lesenswerten Artikel „Höchstleistungen und Themen in exakten Rückzügern“ hatte Luigi Ceriani im Juniheft 1939 der Schwalbe (Seite 513–516) 13 Aufgaben mit aktuellen Längenrekorden vorgestellt, in denen also die letzten Züge vor Erreichung der Diagrammstellung eindeutig bestimmbar sein mussten. Hierzu schrieb er das 33. Thematurnier aus, in dem Überbietungen der im Aufsatz angegebenen Rekorde gefordert waren.
In diesem Aufsatz hatte Ceriani „unser“ Thema mit 10 Zügen dargestellt; er vermutete, dass 11 oder 12 gingen — mit 15 hatte er nicht gerechnet, wie er im Preisbericht im Februarheft 1940 der Schwalbe (Seite 513–516) bekannte.
Ceriani meinte zu diesem Stück, es erfordere etwas Retroanalyse: „Die 3 weißen Bauern der b-, c- und h-Linie sind von den schwarzen a-, d- und g-Bauern geschlagen. Die weißen a-, d- und g-Bauern und die schwarzen d- und g- Bauern sind verwandelt. Bf2 schlug Le3.“
Ich war mehrfach überrascht zu beobachten, dass das Lösen dieser Aufgabe, obwohl die 15 Schachgebote ja in der Forderung verraten werden, nicht ganz einfach zu sein scheint — aber gerade das sollte euch doch Ansporn genug sein, das Stück selbst zu lösen!
Bei dieser Art von Forderungen ist es wichtig zu analysieren, ob die geforderten 15 Schachrücknahmen sich allein aus der Stellung ergeben, da sie zwangsläufig gespielt werden müssen, oder sich hinter einer von vielen möglichen Zugfolgen verstecken.
Hier ist die Rücknahme eindeutig und die einzig mögliche, sie ist also auch thematisch im Sinne des Ceriani’schen Turniers.
Dass sich mit wilden Zusatzbedingungen auch in ökonomischer Stellung die Zügezahl nach oben treiben lässt, kann man etwa an P0003973 sehen: Hier werden 22 konsekutive Schachgebote nicht retroanalytisch erzwungen, sondern gefordert; gleichzeitig werden Duale und Zugvertauschungen in der Forderung schlichtweg verboten.
repost from last year: https://www.thbrand.de/2024/02/10/100-jahre-schwalbe/