Retro der Woche 34/2025

In der letzten Woche hatte ich hier die erstplatzierte Beweispartie des diesjährigen Champagne-Turniers vorgestellt — heute soll es mit dem zweiten Platz der Abteilung B (sonstige Retros) weiter gehen, das traditionell zahlenmäßig deutlich schwächer besetzt war.

Hier konnte Andrij Frolkin mit einer klassischen Auflöse-Aufgabe überzeugen, der gar nicht so schwer zu lösen ist, wie es beim ersten Blick auf das Diagramm wirken könnte:

Andrij Frolkin
Champagne-Turnier 2025, 2. Preis Abt. B
Löse die Stellung auf (14+13)

 

Bei Schwarz fehlen ein Springer, ein Bauer (von g7 oder h7 kommend) sowie der schwarzfeldrige Läufer — und damit ist ein möglicher weißer Kreuzschlag auf der b- und c-Linie nicht möglich: das wären zusammen mit g2xh3 drei weißfeldrige Schlagfälle. Also hat dieser Kreuzschlag durch Schwarz stattgefunden — dabei fehlen bei Weiß nur zwei Bauern!

Die müssen also mittels exSd7 und fxLg (neben gxBh3) geschlagen haben, um sich dann auf d8 und g8 umzuwandeln.

Was hat auf d8 umgewandelt? Das ist entscheidend für die Auflösung des Nordwest-Knotens, die nur durch d7-d6 erfolgen kann, denn vorher muss Weiß e6xSd7 und d8=X zurücknehmen.


X kann nicht die Dame sein, denn das würde zwangsläufig zu illegalem Retroschach führen. Für die Entwandlung auf d8 steht nur der wTg8 zur Verfügung.

Und was hat Weiß dann auf g8 erwandelt? Nicht den Ld7, denn der muss der Originalläufer sein, da Schwarz zweimal auf schwarzen Feldern geschlagen hat — also nicht den [Lf1]. Und damit bleibt — bei dem Thema des diesjährigen Champagne-Turniers nicht übermäßig überraschend — nur die Dd8 . Also sehen wir schon, dass die beiden Umwandlungssteine die Plätze getauscht haben.

Wie aber funktioniert nun konkret die Stellungsauflösung? Da kommt es wesentlich auf die richtige Reihenfolge an — aber die wollt ihr nun vielleicht selbst erforschen?

Lösung

Nahe liegt, schnell auf d8 zu entwandeln, damit Schwarz dann rasch d7-d6 zurücknehmen kann:
R 1.De8-d8# g3-g2 2.Kg7-f8 g4-g3 3.Kh8-g7 g5-g4 4.Df8-e8 g6-g5 5.g2xBh3 h4-h3 6.Dg7-f8 h5-h4 7.Td8-g8 h6-h5 8.Lg4-d7 h7-h6 9.d7-d8=T ?? — Schwarz ist Retropatt!
Also muss zunächst die Dame auf g8 entwandeln:
1.De8-d8# g3-g2 2.Th8-g8 g4-g3 3.Kg7-f8 g5-g4 4.Dg8-e8 g6-g5 5.g2×Bh3 h4-h3 6.Kh7-g7 h5-h4 7.g7-g8=D h6-h5 8.f6xLg7 Lf8-g7 9.Lg4-d7 Lg7-f8 10.Td8-h8 Lf8-g7 11.d7-d8=T Lg7-
f8 12.e6xSd7 Se5-d7, und Schwarz kann im nächsten Zug d7-d6 zurücknehmen, was die Stellung öffnet.

Gar nicht so schwer zu lösen, wie es zunächst erscheinen mag? Vor allen Dingen sollte man sich nicht von solch monströsen Käfigen wie hier im Nordwesten abschrecken lassen: Die dienen ja hauptsächlich dazu, die Steine, deren Schlag nicht erklärt werden kann, „sicher“ auf dem Brett zu platzieren.

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