Vor wenigen Tagen erschien die vierte und letzte Ausgabe des Jahres 2025 von Probleemblad und darin der Retro-Preisbericht für die Urdrucke 2019 und 2020. Der damals vorgesehene Richter konnte aus gesundheitlichen Gründen dieser Aufgabe nicht mehr nachkommen, und so übernahm das Trio Hans Gruber, Ulrich Ring und Dirk Borst die Erstellung des Preisberichts.
Nach Ausscheiden einiger inkorrekter Aufgaben blieben 17 zur Beurteilung, und davon wurden sechs (mit der kuriosen Verteilung vier Preise, je eine ehrende Erwähnung und ein Lob) ausgezeichnet.
Für heute habe ich daraus den zweiten Preis ausgesucht.
Probleemblad 2019, Bernd Gräfrath gewidmet, 2. Preis 2019-2020
Beweispartie in 22 Zügen, Schlagschach (13+15)
Die Widmung ist sehr passend, da Bernd Gräfrath sich schon viel mit Schlagschach beschäftigt hat und damit einige sehr schöne Aufgaben gebaut hat.
Beim Schlagschach ist meist das Zählen der geschehenen Züge recht schwierig, da häufig recht komplizierte Manöver erforderlich sind, um ein bestimmtes Feld zu erreichen. Bei etwas genauerem Hinschauen entdeckt man sofort einen „Verdächtigen“, um den es in dieser Aufgabe gehen könnte?
Das ist sicherlich der [Lf1], der ja zuhause geschlagen werden musste. und die alles entscheidende Frage ist nun, wer nicht nur auf f1 schlagen konnte, sondern auch noch unbeschadet den Heimweg nach Norden antreten konnte, denn der Täter hat den Ausflug nach f1 überlebt: Schließlich fehlt bei Schwarz nur [Bc7], der auf c3 oder c4 sterben musste, aber als Läuferschläger nicht in Frage kommt.
Weiß kann zwei Figuren, seinen schwarzfeldrigen Läufer und einen Springer is Geschäft stecken, um zu vermeiden, dass der f1-Schläger irgendwo auf dem weißen Königsflügel weiterschlagen musste.
Üblicherweise steht für solch einen Schlag ein Springer in Verdacht. Kann der auch hier der Täter sein? Nun von den Zügen könnte es klappen: Sd6-c4-d2xLf1xd2-c4-d6 — da muss sogar nur ein weißer Stein zusätzlich geopfert werden.
Aber warum geht das nicht? Und welcher Stein ist dann der Schlagtäter? Aber das wollt ihr nun sicherlich selbst herausfinden?
Das finde ich schon überraschend, dass sich die Dame ins weiße Lager vortrauen kann: Dafür müssen gleich vier weiße Figuren Platz machen, und Weiß musste auf c1 und g6 opfern, damit die schwarze Dame nicht irgendwo im weißen Lager schaden anrichten konnte.Und nun ist noch deutlicher, weshalb Michel Caillaud die Aufgabe Bernd Gräfrath gewidmet hat: Hier ist die ganze Lösung vom „Kampf gegen die Bedingung“ geprägt — eines der Lieblingsthemen von Bernd, der sich in verschiedenen Märchenbedingungen intensiv damit beschäftigt hat.