Retro der Woche 51/2022

In meiner Kurz-Rezension des FIDE-Albums 2016–2018 hatte ich Thierry Le Gleuher erwähnt. Er hat nicht nur die Lösungen der Retro-Abteilung gestaltet, sondern ist auch mit fünf Aufgaben (davon einer Gemeinschaftproduktion mit Tom Volet) im Album vertreten. Eines dieser Stücke, das über das WCCI ins Album gekommen war, möchte ich hier vorstellen; es hatte mich schon bei der Publikation in der Schwalbe sehr gut gefallen. Bei den Angaben zur Lösung stütze ich mich fast komplett auf die Angaben des Preisrichters Hans Gruber ab.

Thierry Le Gleuher
Die Schwalbe 2018, 2. ehrende Erwähnung
Letzte 47 Einzelzüge? (14+12)

 

Die schwarzen Bauern auf a2 und b2 können nicht die beiden fehlenden weißen Läufer durch Kreuzschlag axb/bxa auf Feldern verschiedener Farbe geschlagen haben. Der Versuch, die Stellung rasch mit e7xLf6+ aufzulösen, erfordert die Rücknahme sBcxwLb und einen schlagfreien Marsch des [Ba7] nach a2; Weiß musste daher axb und bxa schlagen; da von den fehlenden schwarzen Bauern aber nur einer ohne Schlagfall umwandeln konnte und ein Schlagobjekt auf g6 benötigt wird, wäre dies illegal.

Also geschah zuletzt f7-f6+, was den Käfig vorläufig verschließt und dafür sorgt, dass er dann nur durch g2-g3 zu öffnen ist, was die vorherige Rückkehr des [Lf1] erfordert. Da Versuche scheitern, die schwarzen Bauern auf a2 und b2 schlagfrei oder mit nur einem Schlag (sBcxb) auf ihre Felder kommen zu lassen, schlugen sowohl sBa2 als auch sBb2, und diese Schlagfälle müssen cxLb und b3xLa2 gewesen sein. Keiner der [Ba7], [Bd7], [Be7], [Bh7] konnte schlagen. Nur [Bh7] konnte umwandeln. [Ba7], [Bd7] und [Be7] wurden jeweils auf ihrer Linie geschlagen.

Beim Rückspiel drohen Schwarz die Züge auszugehen, daher muss sich Weiß beeilen. Vor dem Entschlag des [Lf1] ist der des [Lc1] nötig sowie dessen Rückkehr nach c1 und die Rückkehr des [Bb2]. Daher müssen [Ke1], [Dd1] und [Ta1] rasch in ihren Kasten zurück. Durch Entschlag der fehlenden schwarzen Bauern möglichst weit südlich können Schwarz die nötigen Zugmöglichkeiten eingeräumt werden.

Lösung

R 1.f7-f6+ Kd4-e5 2.h2-h1=S Kd3-d4 3.h3-h2 Kc2xBd3 4.d4-d3+ Kd1-c2 5.d5-d4 Db1-e4 6.d6-d5 Te3-e8 7.d7-d6 Tb3xBe3 8.e4-e3 c6-c7 9.e5-e4 c5-c6 10.e6-e5 c4-c5 11.e7-e6 c2-c4 12.c3xLb2 Ke1-d1 13.c4-c3 Dd1-b1 14.c5-c4 Lc1-b2 15.c6-c5 Tb1-b3 16.c7-c6 b2-b4 17.b3xLa2 Sc8-a7! 18.b4-b3 Lb3- a2 19.b5-b4 La4-b3 20.b6-b5 Lc6xBa4 21.a5-a4 Lg2-c6 22.a6-a5 Lf1-g2 23.a7-a6 g2-g3 24.Lg3-h4 usw.

Noch einmal Hans Gruber: „Ein hervorragendes, langes Auflöseretro voller Feinheiten – im 17. Zug muss der Springer vorsorglich aus dem Weg gehen, wozu er nur nach c8 ziehen kann. Die Bauernentschläge sind gut determiniert eingestreut, sodass Weiß fast seine komplette Homebase aufbauen kann.“

Für mich ist auch technisch beeindruckend, wie es dem Autor gelingt, eine Folge von 23 Bauernzügen eindeutig darzustellen. Ein sehr gutes klassisches Auflöse-Retro, wie ich meine!

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