Retro der Woche 27/2017

Im Retro der Woche vor zwei Wochen hatte ich eine Aufgabe aus dem Jahr 1972 vorgestellt und darauf hingewiesen, dass es noch neun Jahre dauerte, bis die Geschichte weiterging. Nun kommt heute eine Aufgabe aus dem Jahre 1982, und so ahnt ihr sicherlich schon, was kommt?

Andrej Frolkin
problem 1982, Pavlovic-Gedenkturnier, 1. ehrende Erwähnung
Löse die Stellung auf! (12+13)

 

Beim Blick auf die Stellung fällt sofort auf, dass der schwarze König im Schach steht, dass das nur durch einen Entschlag des wTd7 aufgehoben werden kann – und dass nach dem Entschlag Schwarz nur mit diesem entschlagenen Stein weiter zurücknehmen kann, da ihm ansonsten keine Rücknahmemöglichkeiten zur Verfügung stehen, da g7-g6 noch nicht zurückgenommen werden kann, da dies den [Lf8] ausschließen würde. Und auch f7xXe6 kann nach Wegzug des wK noch nicht zurückgenommen werden, wie wir gleich sehen werden.

Damit ist klar, dass die Auflösung mit R 1.Td6xSd7 S~-d7 2.Ld7-e8+ starten muss. Damit ist ein Umwandlungsspringer aufs Brett gekommen, der sich irgendwo entwandelt haben muss. Der Ursprungsbauer muss [Ba7] sein, und der kann sich dann nur nach jeweils drei Schlägen auf b1 oder auf d1 entwandelt haben. Neben dem offensichtlichen f7xXe6 sind damit allen fehlenden weißen Steine erklärt.

Welche weißen Steine fehlen denn nun? Das ist ein Springer – und die Bauern [Bf2], [Bg2] und [Bh2]. Die aber konnten weder durch [Ba7] noch auf e6 geschlagen werden – sie mussten also umwandeln. Das geht zumindest teilweise nur via f8; dies ist der Grund, weshalb der Bauernentschlag noch nicht zurückgenommen werden kann.

Und spätestens jetzt ahnt ihr sicher auch das Thema dieser Aufgabe? Richtig!!

Wir können sogar schon bestimmen, auf welchen Feldern die weißen Bauern umgewandelt haben: Sie haben nur zwei Schläge frei, um ihre Umwandlungsfelder zu erreichen, da ja der dritte fehlende schwarze Stein auf d7 geschlagen wurde.

Damit ist klar, dass [Bh2] auf g8, [Bg2] und [Bf2] beide auf f8 umgewandelt haben.

Nun gilt es für Schwarz „nur noch“ so zu entschlagen, dass einerseits Weiß das drohende schwarze Retropatt vermeiden kann und andererseits für den schwarzen König gegebenenfalls Schachschutz existiert.

Mit diesem Wissen könnt ihr vielleicht das Lösen selbst versuchen? Die Rücknahmezüge sind nicht immer eindeutig, manche reinen Wartezüge können „irgendwie“ erfolgen, dennoch sind die wesentlichen Züge eindeutig. In der Lösungsangabe habe ich reine schwarze Wartezüge weggelassen.

R 1.Td6xSd7+ Sc5-d7+ 2.Ld7-e8+ Sd3-c5 3.Kf8-f7 Sf2-d3 4.Kf7-f8 Sd1-f2 5.Kf8-f7 c2xDd1=S 6.Df1-d1 b3xDc2 7.Df7-f1 b4-b3 8.Dg8-f7 a5xLb4 9.g7-g8=D a6-a5 10.h6xDg7 De5-g7+ 11.Lc5-b4 De3-e5 12.Ld4-c5 13.Lg7-d4 14.Kg8-f8 15.Lf8-g7 16.f7-f8=L 17.f6-f7 18.f5-f6 19.g4xLf5 Le4-f5 20.h5-h6 Lg2-e4 21.Kg7-g8 Df4-e3 22.Kh6-g7 Df7-f4 23.Df5-c2 De8-f7 24.Df8-f5 25.f7-f8=D, und nun ist es nicht mehr schwer, die Stellung frei zu spielen: Ist [Bf2] zumindest bis f6 zurückgespielt, kann Schwarz f7xSe6 zurücknehmen, und dann geht es leicht zurück – man muss nur darauf achten, dass vor der Rücknahme von g7-g6 bereits der sT auf g8 und der sL auf f8 steht.

Hier haben wir also die erste Vierfachsetzung des Ceriani-Frolkin-Themas in einer orthodoxen Auflöse-Aufgabe – ein wahrlich „klassisches“ Retro.

One thought on “Retro der Woche 27/2017

  1. It is interesting to follow the landmarks in the development of the C-F theme.
    The relatively low award may have been disappointing to the author, but the competition was hard in group A, where the prizes went to D. Petrovic, Caillaud, and Plaksin (P0004654, 4655, 4656).
    Incidentally, the date in the PDB is July 1981, not 1982.

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