Mit dem bereits in der letzten Woche hier angesprochenen Juni-Heft der Schwalbe hat Jochen Schröer die ersten zwei Jahre seiner Retro-Sachbearbeiter-Tätigkeit erfolgreich hinter sich gebracht — und ich musste feststellen, dass ich hier noch keine Aufgabe von ihm vorgestellt hatte. Das muss sich natürlich ändern!
Und daher stelle ich euch heute eine Aufgabe vor, die er im letzten Jahr veröffentlicht hat, die er dann aber noch verändert, inhaltlich weiter geschärft hatte.
Die Schwalbe 2024
Beweispartie in 11,5 Zügen, Königsdynastie (12+11)
In der Schwalbe wurde die hier verwendete Bedingung „Königsdynastie“ so definiert: „Ein König – außer wenn er königlich ist – kann geschlagen werden und jederzeit – auch zur Schachabwehr – durch Bauernumwandlung neu entstehen. Er ist genau dann königlich, wenn er der einzige König seiner Partei ist. Ein König darf nur dann rochieren, wenn er königlich ist und nicht gezogen hat, seit er zuletzt königlich wurde. Die anderen für die Rochade vorgeschriebenen Bedingungen bestehen weiter.“ Daraus folgt, dass es nur Schachgebote gibt, wenn der einzige König einer Partei bedroht ist — und wegen der Schlag-Regel für Könige wird beim klassischen „Matt“ weitergespielt und im nächsten Zug gegebenenfalls der König geschlagen, womit dann eine Partie beendet wäre, ist es der einzige König.
Zählen wir die weißen Züge, so stellen wir fest, dass theoretisch der wKg1 durch Umwandlung entstanden sein kann (5+7=12) — aber da schafft es Schwarz nicht, all seine Steine loszuwerden und gleichzeitig die fehlenden weißen zu schlagen.
Na ja, bei der Bedingung können wir natürlich auch Umwandlungen erwarten…
Wir ahnen natürlich, dass es die eine oder andere Königsumwandlung geben wird — wofür sonst die Bedingung?
Und wenn wir etwa auf die Idee verfallen, dass [Bg7] umwandelt, dabei schon zwei weiße Steine schlägt, dann nützt auch plötzlich das Züge zählen: 5 für die Umwandlung (in was?) 2 für den Läufer auf a8 — und vier für den Zentrumskönig. Und das ist besonders raffiniert: Von den Zügen her geht das, ob der nun von e8 oder z.B. von g1 kommt!
Na, wenn das nicht zum Lösen verlockt, dann weiß ich es ehrlich gesagt nicht!
Besonders raffiniert sind die jeweils 5. Züge — warum funktioniert insgesamt bei den Umwandlungen nichts anderes? Das ist doch gerade bei dieser Thematik die immer wieder interessante Frage.Die Kommentare in der Schwalbe waren, für mich nicht überraschend, sehr positiv, so z.B. von Retro-Weltmeister Silvio Baier: „Und noch eine orthodox nicht darstellbare Idee – Königs-Schnoebelen, der hier sogar dreifach gesetzt wurde. Auch die Stellung selbst finde ich ästhetisch, die Lösung angenehm kurz, wobei bei Weiß nur Themazüge vorkommen.“ Und seine leise Kritik an der ursprünglichen Fassung (dort stand der schwarze König im Schach) veranlasste Jochen zur „Verfeinerung“ — sehr fein!