Retro der Woche 49/2022

In der letzten Woche sind (endlich mal wieder) zwei Hefte feenschach erschienen, die Hefte 246 und 247. Die Urdrucke — 151 an der Zahl, davon 20 Retros — waren schon Ende 2021 ins Netz gestellt, sodass die Lösefrist schon abgelaufen ist.

Noch nicht im Internet waren hingegen die Lösungen der Urdrucke des Heftes 242 erschienen — und die Kommentare der Löser dazu. In dem Heft gab es 16 Retro-Originale.

Wie nur noch in Die Schwalbe werden in feenschach die Lösungen sehr ausführlich dargestellt; hier lohnt es für uns Retrofreunde regelmäßig, die Lösungen gründlich durchzuarbeiten. Ich kann kaum beschreiben, wie viel ich aus den Löserkommentaren eines Hans-Heinrich Schmitz, eines Michael Pfannkuche, eines Thomas Kühn, um nur wenige zu nennen, besonders über Retroanalyse gelernt habe!

Aus Heft 242 möchte ich ein Stück vorstellen, das mir sehr gut gefallen hat.

Gerald Ettl
feenschach 2020
Letzte 20 Einzelzüge? (14+13)

 

Der weiße König steht im Schach, das kann nur durch die Rücknahme von Lf8xXg7+ aufgehoben werden. Zusammen mit d7xYe6 sind die fehlenden weißen Steine erklärt.

Als weißen Schlag sieht man gleich axb. Die beiden anderen muss Weiß auf dem rechten Flügel gemacht haben, denn sBh2 hat mangels Schlagopfer nicht geschlagen. Also noch hxg und gxh — ob überkreuz oder ob beide Schläge vom [Bh2] erfolgten, können wir noch nicht sagen.

Das können wir allerdings sagen, wenn wir entdeckt haben, dass Schwarz über einen schwarzfeldrigen Umwandlungsläufer verfügt. Der muss wegen der Schlagbilanz schlagfrei aus [Bg7] entstanden sein. Damit der schlagfrei nach g1 gelangen konnte, müssen also [Bg2] und [Bh2] überkreuz geschlagen haben. Und da bei Weiß [Lc1] sowie ein Turm fehlen, muss Schwarz LxLg7+ und dxTe6 geschlagen haben.

Natürlich darf dxTe6 erst zurückgenommen werden, wenn [Ta8] und anschließend [Lc8] in den Nordwesten zurückgekehrt sind.

Das sollte euch nun zu Lösungsversuchen verlocken:

Lösung

R 1.Lf8xLg7+ a4xLb5 2.Le8-b5 c2-c3 3.Lg6-e8 Sg5-h7 4.Lh7-g6+ Se4-g5 5.f7-f6 Sf6-e4 6.Tg5-g4 Sg4-f6+ 7.c6-c5 Lf6-g7 8.Tg7-g5+ Lg5-f6 9.c7-c6 Lc1-g5 10.Ke4-f5 d2-d3+ u.s.w.

Löser und Kommentator Manfred Rittirsch — ich presche ein wenig vor: Er wird im Jahr 2023 die Retro-Urdrucke der Schwalbe richten — schrieb dazu, indem er auf die Entfesselungen einging: „Der entschlagene sL kann nicht nach c8 zum Entschlag des wL auf e6, bevor sich der sT im Käfig a8/b8 befindet, deshalb fungiert er stattdessen als der erste Akteur einer dreigliedrigen konsekutiven Entfesselungskette, deren Letztbefreiter der im allerersten Zug entschlagene [Lc1] ist. Das kann in seiner Tiefgründigkeit mit den Vergleichsaufgaben locker mithalten.“

Die erwähnte Vergleichsaufgabe ist unser Retro der Woche 12/2014, ein nun schon 40 Jahre altes Stück, das ich euch noch einmal anzuschauen empfehle.

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