(Diagrammfehler korrigiert — Dank an Mario Richter!)
Gern möchte ich euch heute wieder einmal eine Beweispartie nach den Schach-960 Regeln zeigen: Ihr erinnert euch: Die Anfangsstellung wird symmetrisch so ausgewürfelt, dass die Läufer auf ungleichfarbigen Feldern stehen und der König stets zwischen den Türmen. Die Rochaden enden in den bekannten „Normalpartie-Stellungen“ — das ist eigentlich schon alles.
MatPlus.net 7.7.2013, Alain Brobecker gewidmet
Beweispartie in 21,5 Zügen, Schach960 (14+1)
Hier sieht man gleich, dass dies keine „orthodoxe“ Anfangsstellung gewesen sein kann: acht weiße Bauern, der der weiße weißfeldrige Läufer könnte niemals auf b1 stehen, er stünde auf f1. Und gleichzeitig sehen wir schon im Diagramm das Thema der Aufgaben: drei „Volet-Bauern“, die also diagonal fressend auf der 7. Reihe landen. 15 Bauernzüge, 15 Schläge…
[Ba7] und [Bb7] haben zur Mitte hin geschlagen, um von den weißen Bauern geschlagen zu werden; die Umwandlung der schwarzen Bauern ist zu langsam. Die schwarzen Schläge, die die beiden fehlenden weißen Figuren eliminieren, sind axb und bxc, die von einem oder zwei schwarzen Bauern geschlagen werden. Der schwarze Bauer auf der b-Linie, original oder von a kommend, wird von Weiß durch axb3 geschlagen, der schwarze Bauer auf der c-Linie, original oder von a oder b stammend, wird dann auf c3 oder c4 geschlagen.
Geschlagene weiße Figuren sind der schwarzfeldrige Läufer sowie ein Springer. Hätte der erste Schlag von Weiß durch einen Bauern im 3. Zug stattgefunden, dann müsste offensichtlich eine schwarze Figur im zweiten Zug nach b3, c3 oder d3 ziehen. Dies wäre nur durch eine diagonal ziehende Figur möglich, die auf g8 oder h8 beginnt; die weiße Figurenkonstellation in der Südost- Ecke zeigt jedoch, dass dies nicht der Fall sein kann. Der erste Bauernzug von Weiß geschieht also frühestens im vierten Zug; die ersten drei weißen Züge erfolgen von Springer(n). Ein von h1 stammender Springer kann im dritten Zug auf der c-Linie durch bxc3/5 geschlagen werden. Das bedeutet, dass der weiße schwarzfeldrige Läufer auf der b-Linie durch axb geschlagen wird. Ausgehend von einer Ausgangsstellung LLTDKTSS und mit geschlagenem La1 auf b4 oder b6 verliert der ein entscheidendes Tempo nach 1.Sg3 b5 2.Se4 b4 3.Sc3c3 bxc3 4.bxc3 d5 5.Lb2. Auf b4 kann der Läufer nach zwei Zügen ohne Tempoverlust geschlagen werden, wenn der Läufer auf c1 beginnt. Wenn man die minimale Anzahl der Züge von Weiß mitzä̈hlt, gibt es 15 Bauernzüge, drei durch den Springer von h1, zwei durch den Turm auf e5 und zwei durch den schwarzfeldrigen Läufer, der auf c1 gestartet ist: Damit sind alle weißen Züge geklärt.
Und nun könnt ihr versuchen, einerseits die Partieanfangsstellung und dann natürlich die Beweispartie zu finden!
Wir sehen hier drei “Volet-Bauern”, also Bauern, die von ihrem Startfeld aus fünfmal auf ihrer langen Diagonalen schlagen (a2→f7, b2→g7 sowie c2→h7). Eine solche Darstellung gibt es in Normalschach-Beweispartien (noch) nicht; hier konnten bisher nur zwei solcher Bauern dargestellt werden.
(Ich habe mich bei meinen Kommentaren recht eng an die im FIDE-Album 2013-2015, H81, gehalten.)
This was composed before the new era, the age of Jakobi. As analysis help was used Popeye a->b, which tests the play between two given positions. The excellent solving program Jakobi offers nowadays full support for testing Chess960 proof games. A Chess960 proof game can start from many different initial positions; Jakobi sorts these issues out and can verify that the end position can be reached from only one initial position.
In Chess960 proof games the idea of the composer can be approached from a different angle. When a composer has an idea, then he asks himself can this be done from the traditional initial position. The drawback here is that this position is optimal for only a fraction of all proof game ideas. The Chess960 composer can ask himself what might be the most promising initial position for his particular idea, which gives him bigger chances to finalise the idea. Give it a try!
To conclude, a motto for Chess960 proof games in form of a question: Why give away the initial position of a proof game, if it can be left for the solver to find out?
Hallo Thomas – Diagrammfehler: die wBBc2+d2 gehören nach d2+e2, sonst klappt das nicht mit den drei Volet-Bauern, und auch Deine Argumentation bzgl. wLf1 funktioniert dann viel besser! 🙂