Heute vor hundert Jahren

Aus Andernach habe ich mir unter anderem “The Win and Draw Chess Compositions of Thomas Rayner Dawson” researched, compiled and edited by John Roycroft mitgebracht, und beim Durchblättern fiel mir eine Konstruktionsaufgabe ein, die Dawson heute vor 100 Jahren, am 14. Mai 1913, im Falkirk Harold (F659) gestellt hatte:

Konstruiere eine Stellung, in der du beim Gegner eine Dame einem Bauern vorziehen würdest.

Vielleicht möchtet ihr erst selbst einmal kurz nachdenken, bevor ihr nach der Lösung schaut?

Dawson gibt folgende Lösung an:

Thomas Rayner Dawson
14.5.1913, Falkirk Harold
Lösung (12+4)

Weiß muss die schachbietende schwarze Dame schlagen, also 1.Sxc5 b4+ 2.Kxb4(Ka5) patt. Mit einem schwarzen Bauern auf c5 hat allerdings Schwarz keinen letzten Zug, ist also selbst am Zug und setzt mit 1.– b4#

Und auch dies ist eine (deutlich sparsamere) Lösung:

Thomas Rayner Dawson
14.5.1913, Falkirk Harold
Lösung (7+3)

Mit der schwarzen Dame auf c7 erreicht Weiß ein remis: 1.Txc7 b6+ 2.Kxb6 patt. Ersetzt man die Dame jedoch durch einen schwarzen Bauern, so verliert Weiß: Er wird matt, da Schwarz keinen letzten Zug hat, also selbst am Zug ist und mit 1.– b6# gewinnt.

Im Januar 1915 veröffentlichte Dawson noch eine weitere solche Stellung, die allerdings ohne Retro-Überlegungen auskommt:

Thomas Rayner Dawson
Januar 1915, Chess Amateur
Lösung (7+3)

Egal was Weiß zieht, er kann nicht das Patt des Schwarzen vermeiden. Ersetzt man jedoch den sBa6 durch eine schwarze Dame, so gewinnt Weiß mit 1.e8=S! (1.e8=D? Db5!) Dxc4+ 2.Sc7+ Dxc7+ 3.bxc7.

Nette Spielereien!

One thought on “Heute vor hundert Jahren

  1. Thomas’ Vorschlag, vor dem Weiterlesen erst selbst nach einer solchen Stellung zu suchen, bin ich nachgekommen. Inspiriert wurde ich dabei durch die bekannte Falle, in die das ehemalige Schach-Wunderkind Reshevsky bei den US-Meisterschaften 1942 tappte:

    Pilnick-Reshevsky
    8/kp6/p7/P4Qp1/7p/4q3/8/7K
    w: Ba5 Df5 Kh1
    s: Ka7 Bb7 Ba6 Bg5 Bh4 De3

    Schwarz am Zug zog 51. … g5-g4?? und wurde mit 52.Df2! aus seinen Gewinnträumen gerissen.

    Aufbauend auf dieser Idee bin ich zu folgender Stellung gelangt:
    1k6/pP6/P7/8/1n5q/Q5p1/3n1p1p/7K
    w: Bb7 Ba6 Da3 Kh1
    s: Kb8 Ba7 Sb4 Dh4 Bg3 Sd2 Bf2 Bh2

    Weiß am Zug erzwingt mit 1.Dxg3+ Dxg3 patt das Remis.
    Stünde statt der sD auf h4 ein sB, dann könnte Weiß die Niederlage wohl nicht vermeiden.

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