Neujahrs-Probleme

Zum Neujahrstag gibt es häufig spezielle Aufgaben, die Schach (häufig Beweispartien) und Mathematik (Kombinatorik) miteinander verbinden.

Gestern erschienen hierzu auf der indischen ChessBase-Seite unter einem Link Beiträge von Satanick Mukhuty und Andrew Buchanan, die einen Überblick über diese spezielle Art von Problemen geben und natürlich auch mit Aufgaben zum neuen Jahr 2020 aufwarten. Während sich die Frage “Wie viele Lösungen?” meist intuitiv leicht beantworten lässt, ist deren (mathematisch-kombinatorische) Herleitung manchmal gar nicht so einfach.

Während die meisten von euch Andrew sicherlich z.B. als sehr aktiven PDB-Unterstützer und als Erfinder der Dead-Reckoning Probleme kennen, ist euch Satanick vielleicht (noch) unbekannt? Er ist Mathematiker und führender Mitarbeiter der indischen ChessBase-Redaktion. Dabei hat er sich besonders dem Problemschach zugewandt und will weiterhin weltweit dafür werben. Allein schon aus diesem Grund lohnt ein gelegentlicher Besuch auf dieser Seite!

Retro der Woche 46/2019

Heute komme ich zurück auf die Mushikui Rekonstruktion, die ich am letzten Donnerstag hier vorgestellt habe. Dort könnt ihr auch die Schreibregeln für diese spezielle Art von Beweispartien nachlesen.

Bei dieser Art von Beweispartien wird nicht die Schlussstellung angegeben, sondern die Lösung – allerdings codiert, indem nur die Anzahl der Zeichen der entsprechenden Zugnotation angegeben wird.

(Für die Mathematiker unter uns: Auf die Zugnotation wird also eine Hash-Funktion angewendet, die die normalerweise gar nicht gewollte Eigenschaft hat, dass man unter gewissen Umständen die Ursprungswerte wieder erhalten kann.)

Schauen wir uns doch solch eine Partienotation an und überlegen, wie wir auf die zu Grunde liegende Partie schließen können.

Mu-Tsun Tsai, http://www.abstreamace.com/retro/ 11.6.2011
1.** *** 2.**** ** 3.**** **** 4.***** **** 5.*** **** 6.****** *** 7.**** ** 8.******* **** 9.** *** 10.******* *** 11.***** ****

Zunächst mag man kaum glauben, dass man aus diesen wenigen Informationen die Partie rekonstruieren kann. Schauen wir uns einmal an, wie man da lösend vorgehen könnte.

Einen guten Einstieg liefern bereits die ersten drei Halbzüge: Klar ist, dass es mit einem Bauernzug und einem Figurenzug losgeht: Schwarz kann in seinem ersten Zug also nur einen Springer ziehen.

Der zweite weiße Zug hat die Notationslänge 4 — das muss im zweiten Zug also ein Schlag sein. Da gibt es nur vier Möglichkeiten: 1.e3/e4 Sa6 2.Lxa6 oder symmetrisch: 1.d3/d4 Sh6 2.Lxh6. Damit haben wir die Lösungswege schon deutlich eingegrenzt.

Weiterlesen

Retro der Woche 24/2018

Der hochrangige Stuttgarter Kriminalbeamte Josef Haas (28. Januar 1922 – November 2003) hatte eine besondere Vorliebe für Hilfsrückzüger. Dabei kooperieren, wenn mehrere Rückzüge gefordert sind, Schwarz und Weiß, um eine Stellung zu erreichen, in der die angegebene Vorwärts-Forderung realisiert werden kann.

Josef Haas
Mannheimer Morgen 1973
-1s & h#1 (9+8)

 

Hier nimmt also Schwarz einen Zug so zurück, dass er anschließend einen Hilfszug vorwärts spielt, nach dem Weiß Matt geben kann.

Hilfsrückzüger sind normalerweise nicht allzu schwer zu lösen, so wollt ihr es vielleicht selbst versuchen, bevor ihr weiterlest. Wenn ihr meint, gelöst zu haben, solltet ihr aber noch schauen, ob ihr nicht auf die Verführung hereingefallen seid?

Weiterlesen

Retro der Woche 24/2017

Die italienische Schachzeitung Sinfonie Scacchistiche feierte ihren 50. Geburtstag mit einem Jubiläumsturnier in acht Kategorien; in einer von ihnen waren Beweispartien gefordert.

Preisrichter Marco Bonavoglia setzte das folgende Stück auf den ersten Platz, es folgten Aufgaben von Roberto Osorio & Jorge J. Lois (2. Preis) sowie Antonio Garofalo & Enzo Minerva (Ehrende Erwähnung).

Michel Caillaud
Sinfonie Scacchistiche JT50 2016, 1. Preis
Beweispartie in 23 Zügen (14+14)

 

Sowohl bei Weiß als auch bei Schwarz fehlen jeweils zwei Bauern. Die beiden weißen Doppelbauern auf dem Königsflügel können aber die fehlenden schwarzen Bauern nicht direkt geschlagen haben. Daraus können wir sofort schließen, dass die beiden schwarzen Bauern sich umgewandelt haben, um sich anschließend selbst im Osten zu opfern oder schwarze Opfersteine zu ersetzen.

Weiterlesen