Retro der Woche 17/2017

Muss man als potenzieller Löser an der heutigen Aufgabe nicht verzweifeln? Nur zwei fehlende Steine, von denen nur einen eine Bauernspur hinterlassen hat, bei Schwarz kaum sichtbare Züge: Was soll der Schwarze eigentlich die ganze Zeit gemacht haben?

Das schauen wir uns gleich zusammen an!

Satoshi Hashimoto
Problemesis 2001, 4. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 24,0 Zügen (15+15)

 

Bei Schwarz sind im Diagramm nur vier Züge sichtbar. Nur die Dame fehlt bei Schwarz, sie muss sich also auf e3 geopfert haben, womit wir auf sechs nachgewiesene schwarze Züge kommen — genau dreiviertel aller Züge sind also noch frei.

Bei Weiß sieht es für den Löser schon besser aus; hier können wir schon einige Züge mehr sehen: 3+0+4+7+6+2=22 — “nur” zwei Züge sind noch frei!

Der aufmerksame Löser mag sich vielleicht fragen, wieso ich vier erforderliche Turmzüge angegeben und nicht drei (Td1-d6-a6) — egal, welcher Turm nun auf a6 steht?

Nun, der Turm konnte die erste Reihe erst verlassen, nachdem dxDe3 geschehen war. Dafür musste allerdings bereits c6 gezogen sein — somit ist der “kurze” Turmweg nicht möglich, und wir erkennen, dass der Turm vier Züge benötigte.

Diese Überlegung hilft uns aber auch anders weiter: Wir sehen nämlich, dass [Dd1] Platz für den Turm gemacht haben muss und dann zurückgekehrt ist — und damit sind alle weißen Züge erklärt!

Und damit wissen wir auch, dass der einzig fehlende weiße Stein, ein Turm, zu Hause geschlagen worden sein muss, da für ihn kein aktiver Zug mehr frei ist!

Können wir nun auch schon erschließen, welcher weiße Turm geschlagen wurde — und von wem? Vorher überlegen wir uns aber, wann spätestens dxe3 erfolgen musste, damit alle Steine ihre Diagrammstellung erreichen konnten. Vorher konnten, behaupte ich, maximal sieben weiße Züge erfolgen: Sf3-d4-b3, g3, Lg2-c6-b5; dann musste spätestens d2 geöffnet werden.

Damit scheidet aus, dass [Dd8] vor ihrem Opfer noch rasch [Th1] geschlagen hat: Damit könnte sie im siebten Zug nicht e3 erreicht haben. Erst recht scheidet [Ta1] für die Dame aus: Sie wäre ja nicht mal auf die erste Reihe gekommen.

Also bleibt nur ein Springer übrig? [Sb8] könnte in vier Zügen auf a1 schlagen, in sechs Zügen auf dem Rückweg auch b3 wieder verlassen haben — aber wir brauchen dann noch drei schwarze Züge für das Damenopfer. Und damit wären wir schon bei neun schwarzen Zügen — zu spät! Noch schlimmer sieht es für [Th1] aus: g3 muss allerspätestens im vierten weißen Zug erfolgen, dann aber kann kein Springer rechtzeitig nach h1 kommen.

Damit bleibt nur ein einziger schwarzer Stein übrig, der auf h1 den Turm schlagen kann: [Ke8]! Der kann theoretisch in acht Zügen von e8 nach h1 gelangen und in ebenso vielen zurückkehren — damit sind dann nur noch zwei schwarze Züge frei.

Da er aber nur über h3 und nicht über f3 nach h1 gelangen kann, ist jeweils ein weiterer horizontaler Zug des [Ke8] erforderlich — und damit sind auch alle schwarzen Züge erklärt, und nun sollte die Lösung nicht mehr allzu schwer sein.

1.g3 Sc6 2.Lg2 Se5 3.Lc6 Sg6 4.Lb5 c6 5.Sf3 Db6 6.Sd4 Kd8 7.Sb3 De3 8.dxe3 Kc7 9.Ld2 Kd6 10.Lc3+ Ke6 11.Dd6+ Kf5 12.S1d2 Kg4 13.Td1 Kh3 14.Sa1 Kg2 15.Sdb3 Kxh1 16.Td4 Kg2 17.Ta4 Kh3 18.Ta6 Kg4 19.Dd1 Kf5 20.Kd2 Ke6 21.Kd3 Kd6 22.Kc4+ Kc7 23.Le5+ Kd8 24.Lf4 Ke8.

Wieder eine großartige Aufgabe des japanischen Komponisten. Besonders gut gefällt mir die Bahnung Dd6! für den weißen Turm, die toll mit der schwarzen Zugfolge verwoben ist.

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